4 Lokalisierungstrends für 2022
Scheinbar unbeeindruckt von globalen Krisen setzt die Lokalisierungsindustrie ihren Wachstumskurs fort: Während das geschätzte Marktvolumen 2021 noch 58,3 Mrd. US-Dollar betrug, prognostizieren die Analysten von Nimdzi bis 2025 einen Anstieg auf 73,6 Mrd. US-Dollar. Wie Sie in diesem florierenden Klima auch zukünftig klug in Übersetzungen investieren und welche Entwicklungen dabei im Blick zu behalten sind, zeigen unsere Lokalisierungstrends für 2022.
1. Machine Translation: Evolution statt Revolution
Der Konsens unter Experten lautet, dass die Qualität maschineller Übersetzungen (MT) heute überwiegend exzellent ist (von Ausnahmen bei unsachgemäßer Anwendung einmal abgesehen, wie der missglückte Launch von Amazons schwedischer Website zeigt). Wir tun uns zunehmend schwer damit, die unscharf gewordenen Grenzen zwischen Mensch und Maschine zuverlässig abzustecken.
Obwohl gegenwärtig bereits 99% aller Übersetzungen weltweit mithilfe von MT angefertigt werden, zögern viele Unternehmen noch, die Technologie umfassend einzusetzen: Kann MT überhaupt eine konstante Textqualität garantieren? Müssen Übersetzungen noch nachbearbeitet werden, und wenn ja, in welchem Umfang? Und ist im Zweifelsfall nicht doch eine menschliche Übersetzung die sicherere Wahl?
Die gute Nachricht lautet: 2022 wird maschinelle Übersetzung endlich großflächig für Unternehmen nutzbar. Einen Beitrag dazu leisten zahlreiche intelligente Neuerungen:
- Mehr Customization: Innovative MT-Lösungen wie ModernMT lernen zukünftig in Echtzeit dazu. Noch während beispielsweise eine Übersetzerin am Text arbeitet, wird der maschinelle Output optimiert. Dadurch finden Firmenterminologie und gewünschter Sprachstil auf Anhieb Berücksichtigung.
- Mehr Kontext: MT-Algorithmen haben bisher meist Satz für Satz übersetzt. Darunter litt die Textkohärenz. Zukünftig werden die Systeme in der Lage sein sein, in größeren Zusammenhängen wie Absätzen oder Dokumenten zu „denken“, was die Konsistenz maschineller Übersetzungen spürbar verbessern wird.
- Mehr Sprachen, höhere Übersetzungsqualität: 2022 werden neue Sprachvarietäten das MT-Universum bereichern. Vielfach wird auch die Qualität spürbar ansteigen. Aktuell greift maschinelle Übersetzung für viele Sprachenpaare noch auf eine sogenannte „Pivot Language“ zurück. Eine Übersetzung vom Deutschen ins Bulgarische muss etwa über die Zwischensprache Englisch realisiert werden. Direkte Übersetzungen ohne derartige “stille Post” werden zukünftig die Norm, sodass eine noch verlässlichere Qualität zu erwarten ist.
Erfolgsstrategie für 2022: Maschineller Übersetzung gehört die Zukunft. Setzen Sie sich jetzt mit den Möglichkeiten der Technologie auseinander, um bei der globalen Expansion gegenüber der Konkurrenz nicht ins Hintertreffen zu geraten.
„Übersetzungen sind für Unternehmen weltweit zu einem wichtigen Wachstumsfaktor geworden. Bei der Navigation durch das komplexe Umfeld der Übersetzungsplanung kann ein erfahrener Sprachdienstleister wie Milengo als Kompass fungieren und den Zugang zu weltweiter Kommunikation erleichtern.“
Roman Kotzsch
CEO von Milengo
2. Qualität? Keine Selbstverständlichkeit!
Es ist gar nicht so leicht, mit einer Übersetzung Berühmtheit zu erlangen. Dem Netflix-Megahit Squid Game gelang dieses Kunststück – allerdings im negativen Sinne. Zahlreiche Zuschauer klagten, die englischen Untertitel seien krude übersetzt, kulturelle Nuancen gingen verloren, die Synchronisation käme einem schlechten Scherz gleich.
Derartige Vorkommnisse sind beileibe kein Einzelfall. Weniger als auf individuelle Übersetzungsleistungen werfen sie allerdings ein Licht auf zwielichtige Branchenpraktiken. So sah sich der US-Übersetzerverband ATA zur Publikation eines offenen Briefs veranlasst, um auf das zugrundeliegende Problem der Vergütung von Kolleginnen und Kollegen hinzuweisen, die nicht selten weit unter Mindestlohnniveau liegt. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, drohe langfristig ein Exodus gut ausgebildeter Sprachexperten. Auch Mainstreammedien wie der britische Guardian berichten, dass viele Unternehmen zunehmend damit zu kämpfen haben, qualifizierte Übersetzungsprofis zu finden.
2022 sollten Unternehmen deshalb noch wachsamer beim Einkauf von Übersetzungsdienstleistungen vorgehen. Vertrauen Sie einem nachweislich erfahrenen Anbieter, der nach anerkannten Branchenstandards arbeitet. So sieht die ISO-Norm 17100 für Übersetzer verpflichtend einen anerkannten Hochschulabschluss oder fünf Jahre Berufserfahrung vor. Achten Sie außerdem darauf, ob standardisierte Qualitätssicherungsmechanismen wie die Multidimensional Quality Metrics (MQM) zur Anwendung kommen. Nicht zuletzt sollten Sie sich ethischer Zahlungspraktiken seitens Ihres Übersetzungsdienstleisters versichern. „Schwarzen Schafen“ der Branche gehen Sie aus dem Weg, indem Sie deren Seriosität über einschlägige Community-Portale wie das Blue Board von ProZ prüfen.
Erfolgsstrategie für 2022: Arbeiten Sie ausschließlich mit ISO-zertifizierten Übersetzungsdienstleistern zusammen, die standardisierte Language Quality Frameworks einsetzen.
3. Lokalisierung. Nur smarter.
Lange wurden Übersetzungen von Unternehmen als notwendige Begleiterscheinung der globalen Expansion betrachtet, an die man ansonsten nicht viele Gedanken verschwendete. Inzwischen wollen Kunden weltweit aber nicht nur informiert, sondern auch überzeugt, begeistert und langfristig begleitet werden – und zwar auf unterschiedlichsten Kanälen. Laut Walker wird die Customer Experience den Preis und das Produkt als wichtigstes Alleinstellungsmerkmal von Marken überholen.
Wie können Entscheidungsträger in Unternehmen die damit verbundene Komplexität in der Übersetzungsplanung bewältigen? Für einen smarten Einkauf von Übersetzungen in 2022 empfehlen wir, den Mehrwert von Übersetzungen mittels Daten und KPIs präziser zu erfassen und die kulturelle Adaption von Content an lokale Märkte voranzutreiben. Eine erste Orientierung liefern Ihnen dabei die folgenden beiden Ressourcen:
- Das Globalization Strategy Playbook (GLP) ist ein 2021 veröffentlichter Strategieratgeber, der eine umfassende Einführung in sämtliche Aspekte der Globalisierung, Lokalisierung und Internationalisierung bietet – ideal für Unternehmen, die ihre Übersetzungspraxis professionalisieren wollen.
- Der Language Technology Atlas von Nimdzi liefert einen dringend notwendigen Überblick über die aktuelle Landschaft an Übersetzungstechnologien.
Sie wollen den Spagat zwischen Theorie und Praxis meistern? Ein erfahrener Übersetzungsdienstleister wie Milengo kann Sie bei der Implementierung einer geeigneten Lokalisierungsstrategie beraten.
Erfolgsstrategie für 2022: Verfeinern Sie mit aktuellem Branchen-Know-how Ihre Lokalisierungsstrategie, um Ihr Übersetzungsbudget optimal auszuschöpfen und mit Übersetzungen nicht nur Reichweite, sondern auch Wirkung zu erzielen.
4. Weltweites Lernen ohne Barrieren
Wir befinden uns im 3. Jahr der Pandemie. Das gesellschaftliche Leben findet überwiegend remote, elektronisch und online statt. Davon bleibt auch der Bildungssektor nicht verschont. Die Zukunft heißt hybrides Lernen: Lernmaterial muss unabhängig vom physischen Standort zugänglich gemacht werden, um allen Lernenden gleiche Chancen zu bieten. Der Markt ist riesig – laut Statista gaben allein Unternehmen 2020 mehr als 82 Mrd. US-Dollar für Aus- und Weiterbildung aus. Auch hier steigt der Bedarf an Übersetzungen, da Unternehmen Lerntools und Schulungsmaterial in zahlreiche Sprachen übersetzen, um ihre zunehmend in Remote-Strukturen arbeitenden internationalen Teams zu erreichen.
Eine Technologie, die E-Learning-Initiativen 2022 bereichern wird, ist Text-to-Speech (TTS), die computergestützte Umwandlung von Text in gesprochene Sprache. Dank dem Einsatz von KI klingen diese synthetisierten Stimmen heute nicht länger unangenehm “roboterhaft”, sondern weisen eine menschenähnliche Betonung und einen natürlichen Tonfall auf (überzeugen Sie sich selbst mit unserem Beispielvideo). Damit stellt die Technologie eine zukunftsweisende Alternative zum traditionellen Voiceover dar und ist für mehrsprachige E-Learning-Initiativen geradezu prädestiniert. Neugierig geworden? Hier ein Überblick über die Vorteile:
- Das Einsparpotenzial gegenüber menschlichen Sprechern beträgt bis zu 70 Prozent. Sie können somit eine größere Bandbreite an Multimediainhalten mit einer hochwertigen Sprachausgabe ausstatten und mehr Content barrierefrei zugänglich machen.
- Im Bereich E-Learning und in Learning-Management-Systemen (LMS) erhöht eine TTS-basierte stimmliche Benutzeroberfläche nachweislich den Lernerfolg.
- Audioaufnahmen lassen sich nachträglich wesentlich einfacher bearbeiten, da Sprecher nicht erneut gebucht oder kostspielige Aufnahmen im Tonstudio wiederholt werden müssen.
Erfolgsstrategie für 2022: Setzen Sie KI-gestützte Text-to-Speech-Technologie gezielt ein, um mehrsprachigen Multimedia-Content zu einem zentralen Eckpfeiler Ihrer internationalen Schulungsprogramme zu machen.