Übersetzungsqualität entschlüsselt: DER Hebel für niedrigere Kosten

Übersetzungen sind die lukrative Eintrittskarte zu internationalen Märkten. Dieses Ticket hat jedoch seinen Preis: In globalen Konzernen verschlingen Übersetzungen Hundertausende bis Millionen Euro pro Jahr.
Unsere Projektmanager, Kundenberaterinnen und Solution Architects kennen die Wurzel des Problems: Budgets und Prozesse für Übersetzungen werden oft „aus dem Bauch heraus“ geplant.
Die Folge: Übersetzungskosten schnellen unkontrolliert in die Höhe, weil Texte ineffizient bearbeitet werden. Oder die Übersetzungsqualität bleibt minderwertig, da an der falschen Stelle gespart wird.
In diesem Artikel zeigen wir:
- wie Sie professionelle Übersetzungsqualität definieren
- wie die Qualität Ihrer Texte messbar wird
- wie Sie die Qualität SOFORT verbessern
1. Was ist gute Übersetzungsqualität?
Eine gute Übersetzung ist inhaltlich und formal korrekt, respektiert kulturelle Sensibilitäten und trägt dem Verwendungszweck des Zieltexts Rechnung.
Übersetzungsqualität ist eng mit dem Erfolg von Unternehmen verknüpft: Schlechte Übersetzungen können im Nu zu PR-Desastern, einem juristischen Nachspiel oder verärgerten Kunden führen (hier analysieren wir die Risiken schlechter Übersetzungen).

Tipp
Trotz KI-Hype erfordern gute Übersetzungen auch 2025 menschliche Profis. Denn Übersetzungen sind mehr als eine simple Übertragung von Wörtern: Im Idealfall transportieren sie die Bedeutung und Wirkung eines Texts mit Feingefühl in die Zielkultur.
Qualität – nur eine Frage des Geschmacks?

Ob eine Pizza lecker ist, lässt sich ganz objektiv begründen: Ist der Teig knusprig oder verbrannt? Wurden sonnengereifte San-Marzano-Tomaten verwendet oder billige Tomatensauce? Anderes wiederum hängt von persönlichen Vorlieben ab: Lieber New York Style oder das neapolitanische Original? Mit Oliven oder doch eher Pilzen als Belag?
Auch bei Übersetzungen gibt es zum einen objektiv messbare Kriterien für Qualität: Enthält ein Text Rechtschreibfehler? Wurden technische Begriffe korrekt übersetzt? Anderes hingegen ist subjektiv. Dazu zählen der Stil eines Textes oder der gewünschte Grad der kulturellen Adaption.
Ebenfalls wichtig: Unterschiedliche Szenarien erfordern ein unterschiedliches Qualitätsniveau. Um im Bild zu bleiben: Nicht jeden Tag zieht es uns ins Sternerestaurant – meist geben wir uns mit einem einfachen Snack zum Sattwerden zufrieden.
Eine zweckgebundene Qualität bezeichnet man bei Übersetzungen als „good enough“. Eine Anleitung für eine Kaffeemaschine muss nicht begeistern, sondern nur verständlich sein. Andere Texte – ein Kaufvertrag, eine Broschüre für eine Kunstausstellung oder die eigene Website – haben hingegen höhere Anforderungen an Übersetzungsqualität.
Kurzum: Was Übersetzungsqualität bedeutet, hängt ganz entscheidend davon ab, was SIE mit Ihren Übersetzungen erreichen wollen.
Wie Sie Übersetzungsqualität für Ihr Unternehmen definieren, klären wir im nächsten Kapitel.
2. Übersetzungsqualität definieren
Mit der folgenden Checkliste definieren Sie die gewünschte Übersetzungsqualität für Ihre Unternehmenszwecke:
Kommunikationskontext
- Wer ist Ihre Zielgruppe? (kulturelle, sprachliche und demografische Charakteristiken)
- Welches Ziel sollen Ihre Übersetzungen erreichen? (informieren, überzeugen, verkaufen, etc.)
- Ist eine kulturelle Adaption der Texte für den Zielmarkt erforderlich?
- Wo werden die Übersetzungen veröffentlicht? (z. B. Website, Software, Werbekampagne)
Marke & Image
- Wie definiert sich Ihre Markenpersönlichkeit?
- Wie möchten Sie Ihre Zielgruppe ansprechen? (z. B. lässig, förmlich, humorvoll)
- Gibt es Vorgaben für Ihre Corporate Language? (konkrete Sprach- oder Stilregelungen)
- Müssen bestimmte Themen in Ihrer Branche sensibel behandelt werden? (z. B. Tabuthemen, rechtliche Restriktionen)
Textkonventionen
- Gibt es Format- oder Layout-Besonderheiten? (z. B. Textlängenbeschränkungen in Software-Texten)
- Sind gesetzliche Vorgaben zu beachten? (z. B. im Hinblick auf die Anfertigung technischer Dokumentation)
Zusammenarbeit
- Wie läuft der Review-Prozess?
- Soll Übersetzern Referenzmaterial bereitgestellt werden? (z. B. Styleguides, Hintergrundmaterialien)

Nächster Schritt
Dokumentieren Sie die gesammelten Infos in einem Styleguide. Projektspezifische Anweisungen sollten zudem in ein Übersetzerbriefing für das jeweilige Projekt einfließen.
3. Übersetzungsqualität messen

Nun kennen alle Beteiligten die geforderte Qualität – von Übersetzern über Projektmanager bis hin zu Entwicklerteams und Fachabteilungen.
Wie aber lässt sich diese Übersetzungsqualität nun einheitlich messen?
Das scheint unmöglich, wenn ein Unternehmen in Dutzende Sprachen übersetzt und unterschiedlichste Teams auf diversen Kontinenten ihre Finger im Spiel haben. Hier helfen international anerkannte Standards zur Messung von Übersetzungsqualität.
Wir stellen zwei Optionen vor: menschliche und automatisierte Qualitätssicherung.
ISO 5060: Der neue Goldstandard für Übersetzungsqualität

Die ISO 5060 enthält eine umfassende Fehlerklassifikation, die für konkrete Übersetzungsszenarien anpassbar ist
Die 2024 veröffentlichte DIN ISO 5060-Richtlinie ist die erste internationale Norm, mit der sich objektive und systematische Evaluierungen von Übersetzungen durchführen lassen.
DIN ISO 5060 postuliert eine Fehlertypologie mit sieben Hauptkategorien:
- Terminologie
- Inhaltliche Korrektheit
- Sprachkonventionen
- Stil
- Lokale Konventionen
- Zielgruppeneignung
- Design und Markup
Alle Fehlertypen können flexibel konfiguriert und hinsichtlich der Schwere gewichtet werden. Das ermöglicht eine maßgeschneiderte Definition von Qualität für unterschiedliche Textarten!
Beispiel 1: Ein Rechtschreibfehler auf einer wenig frequentierten Website ist ärgerlich, aber kaum folgenschwer. Anders sieht der Fall aus, wenn ein solcher Buchstabendreher auf ein 10 Meter hohes Werbeplakat gedruckt wird.
Beispiel 2: Eine inhaltliche Ungenauigkeit in einem Blog-Artikel sollte niedriger gewichtet werden als eine Falschaussage in einem rechtlich bindenden Vertragstext.

Nächster Schritt
Kaufen Sie die ISO-Norm und entwerfen Sie Ihr eigenes Bewertungsformular mit eigenen Fehlerkategorien. Dieses Formular dient anschließend als Referenz, um Fehler in Übersetzungen standardisiert zu bewerten.

Fehlerkategorien und Auflistung von Übersetzungsfehlern in einem LQA-Formular (Linguistic Quality Assurance)
MTQE: Risikomanagement bei KI-Übersetzungen
Viele Unternehmen übersetzen heutzutage Millionen von Wörtern pro Jahr – Tendenz steigend. Ein solches Textvolumen ist ohne KI-Tools à la Google Translate nicht mehr stemmbar. Deshalb gibt es automatische Verfahren zur Prüfung von Übersetzungsqualität, auch MTQE – Machine Translation Quality Estimation – genannt.
Dabei prüft eine Maschine anhand eines Algorithmus maschinell generierten Übersetzungsoutput. Übersetzte Textabschnitte (meist handelt es sich um einzelne Sätze) werden dabei mit einem Score versehen, der angibt, wie gut oder schlecht eine Übersetzung ist.
Use Cases für Unternehmen
- Benchmark für Übersetzungsqualität: Ist DeepL, Google Translate oder doch ChatGPT zum Übersetzen am besten geeignet? Mittels etablierter Metriken wie BLEU, COMET, TER und ChrF kann ein Score aller MT-Systeme ermittelt werden, der die jeweilige Performance anhand Ihrer Texte vergleicht.
- Smarte Qualitätssicherung: Bei der Übersetzung riesiger Textmengen wird Output identifiziert, der bereits so gut ist, dass keine menschliche Nachbearbeitung mehr nötig ist. Ihre Reviewer können sich bei der Korrektur auf qualitativ minderwertigen Content fokussieren, was enorme Kosteneinsparungen mit sich bringt.
- Optimierung von Übersetzungsabläufen: Mit MTQE können Unternehmen KI-übersetzte Inhalte identifizieren, die ohne weitere Bearbeitung veröffentlicht werden können. Der Review-Prozess kann somit bedarfsgerecht angepasst werden.
Ein Beispiel: Airbnb überwacht die Qualität von benutzergeneriertem Content mithilfe von MTQE. Dabei werden die Inhalte der AirBnB-Website zunächst durch hauseigene MT-Systeme übersetzt und anschließend mit MTQE analysiert. In der Folge führen Übersetzer einen Review von kritisch eingestuftem Content durch. Besucher des Airbnb-Portals erhalten somit die bestmögliche User Experience, während das Unternehmen beträchtliche Übersetzungskosten einspart.

Nächster Schritt
Unternehmen können MTQE über ein Translation Management System wie Smartling oder Phrase nutzen. Alternativ kann ein Konnektor zu einem MTQE-Anbieter wie TAUS or ModelFront aufgebaut werden. Zu den Unternehmen, die jüngst neue MTQE-Funktionalität auf den Markt gebracht haben, zählen Translated mit ModernMT sowie RWS mit RWS Evolve.
4. Übersetzungsworkflows im KI-Zeitalter
Mensch vs Maschine
Nicht immer sind traditionelle Übersetzungsworkflows heute noch zeitgemäß. Das hat zwei Gründe:
- Die Menge an Content, die internationale Unternehmen produzieren müssen, ist explosiv gestiegen – und damit auch die potenziellen Übersetzungskosten.
- Als Folge wird eine zunehmende Automatisierung des Übersetzungsprozesses mittels maschineller Übersetzung angestrebt.
Für riesige Textmengen sind menschliche Übersetzende oft zu teuer, zu langsam und teils auch in der Qualität zu schwankend. Doch auch Maschinen sind kein Allheilmittel: Sie produzieren unerklärliche Fehler und sind mit stilistisch anspruchsvollen Texten schnell überfordert.
Klar ist: Mensch oder Maschine allein kommen hier nicht weiter; es braucht eine smarte Symbiose.
Workflows modular denken

Übersetzen ist komplizierter als gedacht: Meist stecken mehrere, genau getimte Schritte dahinter
Lange war in der Übersetzungsbranche das Vieraugenprinzip heiliges Gesetz.
Zwei (oder mehr) Personen teilten sich dabei die Übersetzung, das Lektorat und das Korrektorat eines Textes. Propagiert wurde dieser Ansatz auch von Branchennormen wie der ISO 17100.
Allerdings sind mehrere Prüfschleifen nicht immer gleichbedeutend mit einer höheren Qualität. Eine Überkorrektur kann sich sogar negativ auf das Gesamtergebnis auswirken, getreu dem Motto „Viele Köche verderben den Brei“ – ganz zu schweigen von den exponentiell steigenden Kosten.
Fakt ist: Im Jahr 2025 gibt es nicht mehr den EINEN idealen Übersetzungsworkflow.
Deshalb entwickelt Milengo für seine Unternehmenskunden individuelle Lösungen. Nachfolgend stellen wir die wichtigsten Modulelemente vor, aus denen ein solcher Übersetzungsworkflow entsteht.
Schritt 1
- Menschliche Übersetzung: Der „klassische“ Ansatz für Übersetzungen mit einem durchschnittlichen Durchsatz von 300 Wörtern pro Stunde.
- Maschinelle Übersetzung: Bei der Nutzung maschineller Übersetzung ist zu klären, ob die Maschine vorab auf Ihre Texte trainiert werden soll, um deren Sprache besser nachahmen zu können. Anschließend ist zu überlegen, ob die Übersetzungen ungeprüft veröffentlicht werden oder in einem zweiten Schritt von einem Menschen nachbearbeitet werden sollen (Post-Editing).
Aufgepasst bei Marketingübersetzungen! Hier ist zusätzlich zu erwägen, ob Sie eine kulturelle oder stilistische Adaption Ihres Contents (Transkreation) benötigen. Eventuell ist auch eine Suchmaschinenoptimierung für den Zielmarkt sinnvoll.
Schritt 2
Post-Editing: Sie haben maschinell übersetzt? Dann geht es jetzt um die Frage, ob der Text in der Nachbearbeitung auf ein menschliches Qualitätsniveau gebracht werden soll (Full Post-Editing) oder nur verständlich sein muss und stilistisch auch ungeschliffen sein darf (Light Post-Editing). Weitere Tipps zu Post-Editing-Prozessen finden Sie in unserem Praktiker-Guide.
Lektorat: Eine inhaltliche und formelle Prüfung der Übersetzung. Unter anderem werden Übersetzungsfehler aufgedeckt und der Textfluss verbessert.
Korrektorat: Der Text wird auf seine formelle Richtigkeit geprüft. Die Prüfung beinhaltet Rechtschreibfehler, Grammatikfehler, Zeichensetzung und mehr. Inhaltliche Fehler werden nicht korrigiert, es wird lediglich der Zieltext geprüft.
Schritt 3 oder 4
Fachliche Prüfung: Die Übersetzung wird inhaltlich durch eine zuständige Fachabteilung im Unternehmen geprüft – etwa durch Ingenieure oder Ihre Rechtsabteilung. Wichtig, wenn es um sensible oder technisch hochkomplexe Themen geht.
Layout-Check: Für gelayoutete Broschüren, Printmagazine und Webtexte werden letzte Fehler durch eine Prüfung der Übersetzung im finalen Design beseitigt.
User Testing: Hier wird getestet, ob eine Übersetzung im Kontext einer lokalisierten Software auch tatsächlich ihre Funktion erfüllt und an der richtigen Stelle platziert ist.
Qualitätskontrolle
Die Übersetzungsqualität sollte in regelmäßigen Abständen standardisiert gemessen werden, um zu sehen, ob sie dem geforderten Anspruch entspricht (mehr dazu im Kapitel „Übersetzungsqualität messen“)
Kontinuierliche Verbesserung
Die Abstimmung zwischen Auftraggeber und Sprachdienstleister ist unerlässlich für eine langfristige Steigerung der Übersetzungsqualität. Kunden von Milengo können beispielsweise Feedback zu Übersetzungen direkt über das Kundenportal LanguageDesk geben. Dieses Feedback wird anschließend für alle zukünftigen Übersetzungen berücksichtigt.
Übersetzungsqualität zum niedrigen Preis – geht das?
Gute Übersetzungen kosten trotz KI weiterhin viel Geld. Die gute Nachricht: Unternehmen können nicht unwesentlich sparen, wenn sie das Thema Übersetzungsqualität smart angehen. Unsere wertvollsten Tipps zusammengefasst:
- Identifizieren Sie Bereiche, in denen eine Übersetzungsqualität von „good enough“ ausreicht, um unnötige Mehrkosten zu vermeiden.
- Designen Sie stark integrierte und automatisierte Übersetzungsworkflows (hier geht’s zu unserem Guide für Übersetzungsmanagement).
- Definieren Sie Qualitätsansprüche in einem Styleguide und kommunizieren Sie diese an alle Stakeholder, um kostspielige Missverständnisse und Nachbesserungen zu vermeiden.
- Professionalisieren Sie Ihr Übersetzungsmanagement mit einem Translation Management System inklusive Translation Memories und mehrsprachigen Glossaren.
- Messen Sie die Übersetzungsqualität regelmäßig und passen Sie Prozesse falls nötig an.
Die simpelste Lösung
Wir bieten Ihnen maßgeschneiderte Übersetzungsservices als Rundumlösung, die TMS-Tools mit LanguageAI einsetzen, mit dem ISO5060-Standard konform sind und die Stilrichtlinien und Terminologie unserer Kunden genau einhalten:
Für technische Texte: TextGuard steht für fehlerfreie Übersetzungen, die auf Ihr Unternehmen und Ihre Zielgruppe zugeschnitten sind – und das 80 % günstiger als traditionelle Übersetzungen. Ideal für mehrsprachige Dokumentation, die keine Missverständnisse aufkommen lässt.
Für Marketing: TextFlow ist Ihr Ticket zu effektiver Kommunikation in einer multikulturellen Welt. Sie erhalten mehrsprachigen Content, der bei Ihren Kunden den richtigen Ton trifft – und das 50 % günstiger als klassische Übersetzungsdienste.
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